Die Fahne

Am Sonntag, den 26.06.1960 erfolgte um 11:00 Uhr der letzte Regimentsappel vor dem Denkmal des hohen Regimentschefs, der Kaiserin Augusta, in den Kaiserin-Augusta-Rheinanlagen in Koblenz. Zum letzten Mal wurden die Fahnen mit militärischen Ehren von der Standortkommandantur Koblenz durch eine Ehrenabteilung des Flakregiments der "Augustakaserne" und des Bundeswehr-Musikkorps 5 abgeholt um an den noch verbliebenen Regimentsangehörigen, Festteilnehmern und Ehrengästen vorangetragen zu werden.

Danach verschwanden sie zum "Schutze" in den Museumskellern und so wie nach und nach die Augustaner verstarben, erstarb auch der Geist der Traditionspflege, aber gerade das Symbol einer Fahne dient doch auch dazu an die zu Gedenken die ihren Dienst für das Vaterland in Treue vollzogen.

Vergangen die Zeiten als die Fahnen in Ehren gehalten wurden, auch wenn nur noch Fetzen an der Fahnenstange hingen, aber man wußte hält man die Fahne in Ehren, wird auch die Erinnerung an die Kameraden aufrecht erhalten. Jedoch machte der Zustand vieler Fahnen und Standarten zur damaligen Zeit es notwendig, das diese erneuert werden mußten. Dem damaligen Armeebrauche gemäß wurden an den Fahnen keine Ausbesserungen vorgenommen. Je zerfetzter das Fahnentuch, desto ehrwürdiger erschien die Fahne.

Kaiser Wilhelm II, der von Anbeginn seiner Regierung den Fahnen und Standarten das lebhafteste und eingehendste Interesse gewidmet hat, vollzog vom Grundsatze ausgehend, daß die Fahne, um ihre Bestimmung erfüllen zu können, das eigentliche Palladium - das Tuch - möglichst unversehrt bleiben müsse, einen Wandel.

Durch einen grundlegenden Befehl von Wilhelms vom 18.12.1890 wurde eine andere Art der Herstellung angordnet; doppelte Seidentücher wurden nun mit Seidenfäden bestickt. Das Fahnenmuster für die neuen Garde-Grenadier Regimenter ging auf einen Entwurf König Wilhelm I. zurück. Es zeigte ein großes, senkrecht stehendes schwarzes Kreuz auf weißer Grundfarbe. Die vier Balken des Kreuzes waren mit vier platzenden Wurfgranaten belegt, durchaus passend für eine Garde-Grenadier Fahne. Der Adler war nach dem Muster, welches FriedrichWilhelm III entworfen hatte, gefertigt.

Am 15.081899 fand die Nagelung der Fahnen des Regiment Königin im Thronsaal, die Weihe im Grünen Saal des Residenzpalais zu Kassel statt. Am 01.01.1900 wurden die Fahnen unter den Augen seiner Majestät neu geweiht und erhielten so wie die Fahnen der anderen Regimenter zur Erinnerung an diese Feier Spangen. Das I. Bat. Regiment Königin erhielt bis dahin folgende Auszeichnungen:

a. Band der Kriegsdenkmünze 1864 mit Schwertern / b. Band des Düppeler Sturmkreuzes / c. Band des Erinnerungskreuzes 1866 mit Schwertern /

d. Vergoldete Fahnenspitze mit dem eiserenen Kreuz 1870 / e. Band der Kriegsdenkmünze 1870/71 mit 4 Gefechtsspangen (Gravelotte-St. Privat / Sedan / Le Bourget 21. Dec.1870 / Paris)

f. Schwarz-silberne Fahnenbänder 1900 mit Säkularspangen Stiftungstag-Inschrift: 5. Mai 1860

Zudem drei Fahnenringe: 1.) 4GGR.IB. / 2.) St. Privat la Montagne 18. August 1870 / 3.) Erneut unter König Wilhelm II.

Das II. und III. Bat. hatten, bis auf den Fahnenring von St.-Privat, dieselben Auszeichnungen. Jener Fahnenring wurde der Fahne des I. Bat. am 06.10.1872 für die Schlacht von St. Privat und der dabei abgeschossenen Fahnenspitze und dem zerschossenen Tuch verliehen.

Die Fahne des IV. (Halb-) Bataillons hatte nur den Bezeichnungsring an der Fahnenstange, da es erst neu aufgestellt und die Fahne 1894 geweiht und übergeben wurde. Nachdem dieses Bat. 1897 zur Bildung des II. Bataillons 5. GR z.F. abgegeben wurde, verblieb die Fahne beim Regiment Königin und wurde noch bei offiziellen Gelegenheiten, neben der Fahne des I. Bat. mitgeführt. 1914 wurde im Gegensatz zu den anderen Fahnen des Regiment, diese Fahne aber in der Garnision zurückgelassen. Zu Beginn des Krieges nahmen die Fahnen noch an den Kämpfen teil. Am 13.10.1914 befahl die OHL, die Fahnen bei nächtlichen Unternehmungen zurückzulassen. Am 12.07.1915 mußten die Fahnen zurück in die Heimat überführt werden. Die Fahnen des Gardekorps fanden ihre Aufnahme im Fahnensaal des königl. Schloßes in Berlin.

Nach dem Krieg wurden die Fahnen des I., II. und des IV. (Halb-) Bataillons in der Garnisionskirche zu Potsdam aufgestellt. Die Fahne des Füsilier-Bataillons war im Gebäude des Wehrkreiskommandos III in Berlin untergebracht. Die Fahnen des Regiments wurden erst 1938 wiedervereinigt als sie zusammen an das Schloßmuseum in Koblenz übergeben wurden, in Erinnerung an die Aufstellung und die langen Jahre der Garnisierung in Koblenz. (Daten aus der Regimentsgeschichte, Fahnen und Standartten der alten preuß. Armee von Lezius und den Sammlungen des Wehrg. Museum Rastatt)

Orig. Stickerei auf erneuertem Tuch
Orig. Fahnenbänder
Orig. Fahnenbänder
Detailansicht des Originals
Erneuerte Fahne 2010
Erneuerte Stickerei des Eckmedaillons
Erneuerte platzende Granate
Erneuertes Mitrtelstück mit Spruchband

 

 

So kam es das nach den Irrungen und Wirrungen der Nachkriegszeit und dem bereits erwähnten Appel in Koblenz (die Fahnen fanden zwischenzeitlich ihren Platz im Wehrgeschichtlichen Museum in Rastatt - Stand 2009) die Fahnen aus der Erinnerunmg der Öffentlichkeit verschwanden. Leider wurden durch die Kriegszeiten/ Einlagerungen und das Verstecken der Fahnen zum Schutz in den Museumskellern das Fahnentuch soweit geschädigt das es notwendig wurde diese zu erneuern. Abgesehen davon das bei dieser Erneuerung die Adler falsch aufgenäht wurden, d.h. sie fliegen jetzt in die falsche Richtung, wurde das Fahnentuch einfach vernichtet.

Wenn man bedenkt das dieses ehrwürdige Tuch irgendwo im Abfalleimer landete, muß jedem und nicht nur denen die etwas für Traditionspflege übrig haben, immer wieder auf das Neue das Herz bluten, denn so starben die Helden des Regiments, die unter diesem Feldzeichen kämpften und ihr Leben gaben für ihr Land, ein zweites Mal. Doch nicht verwunderlich wenn Traditionen vergessen werden und auch die Verpflichtung diese zu wahren. Als die Fahnen in den 1890ern Jahren erneuert wurden, überließ Kaiser Wilhelm die Fahnenreste dem Regiment, wo sie im Offiziersheim in Ehren gehalten wurden. Die ursprünglichen Fahnenstangen wurden wiederverwendet.

In Erinnerung an das ruhmreiche Königin Augusta Garde Grenadier Regiment Nr. 4, dem Regiment Königin, und um zu zeigen das es noch ein paar wenige gibt, die der Tradition verpflichtet und die Soldaten und die Zeit der alten Armee nicht vergessen sind, ließ ich im Jahre 2010 die Fahne des 1. Bataillons neu anfertigen. So wie es sich für eine Fahne eines Garde-Regiments gehört wurde die Fahne kompl. in Deutschland gefertigt. Das Seidentuch nach den Original Maßen von der Firma Carl Neff in Biberach bestickt.

Im Rahmen des Kaisermanövers des Vereins Historische Uniformen in Liebstedt, zum 150 jährigen Jubiläum der Aufstellung des Regiments, fand die Übergabe der Fahne durch Seine Königliche Hoheit Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach statt. Königin Augusta war eine gebürtige Prinzessin aus diesem Adelshaus. Zudem wurde die Fahnenweihe durch Pater Pius, sozusagen dem Hofprediger des Hauses Sachsen-Weimar-Eisenach, vollzogen. Die zuvor stattgefundene Nagelung wurde durch Kameraden des Vereins, bzw. befreundeter Gruppen durchgeführt.

Bilder der Fahnenweihe 2010

für die Germersheimer und die Regimentsfreundschaft zwischen

dem k.b. Inf. Regt. 17 und dem GGR Nr 4

S. Merker

SKH Prinz Michael v. Sachsen-Weimar-Eisenach

1. Vorsitzender des Vereins Historische Uniformen H. König
Fahnenträger H. Binsfeld
von den k.b. Chevaulegers W. Werner
2. Vorsitzender des Vereins Historische Uniformen W. Fauer
D. Glöde vom Dragoner Rgt. 2
Sergeant F. Zelosko
vom 2 GR.z.F. U.Ziehn
vom Pionier Bat. 1. D. Voßnacke
Zum Zeichen der Regimentsfreundschaft zwischen dem IR 30 und dem Regiment Königin übernahm diese Aufgabe stellvertretend für seine Grp., der.....
...Bataillonstambour M.Reimsbach
Sergeant S.Behrendt vom Königin Augusta Garde Grenadier Regiment Nr. 4
Übergabe durch Prinz Michael an den ersten Vorsitzenden
Übergabe durch H. König an S. Behrendt    
Predigt von Pater Pius
Segnen der Fahne
Ansprache von SKH
Vorbeimarsch an den verschiedenen Truppenfahnen
Dank an die anderen vertretenden Truppenteilen
Dank an die durch das k.b. Rgt. 17 gestellte Ehrenwache
Dank an die Teilnehmer des Kaisermanövers, die für den nötigen und würdigen Rahmen der Fahnenweihe sorgten
Ganz besonderen Dank an die Musik, hier bes. den Angehörigen der k.b. Chevaulegers unter Leitung von W. Werner

 

 

Hier wird noch geschanzt!!