Der Weltkrieg

Die Großherzogin von Baden mit dem Offizierskorps des Regiments 1913

 

Es würde den Rahmen eines kurzen Abrisses der Geschichte des Regiments sprengen, wenn an dieser Stelle ausführlich auf die großen Leistungen des Regiments im Kriege 1914 -1918 eingegangen würde. Dafür waren die Leistungen vom Regiment Königin , die hervorzuheben wären, zu zahlreich und das Geschehen zu überwältigend. Deshalb ist es nur möglich, die Schlachten und Gefechte aufzuzählen, an denen das Regiment teilgenommen hat. Eine ausreichende Bewertung der Heldentaten, die sich hinter diesen Namen verbergen ist leider nicht möglich, trotzdem sollen nach der Aufzählung nur ein paar Beispiele diesen Waffengang verdeutlichen.

 

Zeittafel:

1914

01.08. Mobilmachung und Bahntransport in die Eifel, Vormarsch über Malmedy nach Belgien, Im Verband der 2. Armee Kämpfe zwischen Namur und Chrleroi, Für das Regiment im besonderen als Vorhut der 2. Garde Inf.-Div. Übergang über Sambre bei Anonlais, Schlacht bei St. Quentin, Kämpfe vor Reims, Kämpfe an der Aisne Berry au Bac, Stellungskämpfe vor Reims, Schlacht bei Arras, Kämpfe bei Monchy, Schlacht bei Ypern,

 

1915

Schlacht bei Bucquoi, Offensive in Rußland, Kämpfe in Galizien, Sturm auf die feindlichen Stellungen bei Gorlice - Tarnow, Vormarsch zum San, Schlacht bei Jaroslau, Heldentod des Regimentskommandeurs Oberst v. Walther, Vormarsch bis Lemberg, Teilnahme des F.-Bat. an der Einnahme der Festung Przemzsl, Kämpfe am Sklo und um Wielkie Oczy, Schlacht um die Grodek-Stellung, Vormarsch in Polen, Schlacht bei Krasnostaw, Verfolgung auf Brest-Litowsk, Verfolgungskämpfe zur Jasiolda, bei Lens und RoyeStellungskämpfe bei Souchez

 

1916

Bei Lens und Grabenstellung bei Roye, Somme Schlacht, Kämpfe bei Curchy, Schlacht nördlich der Somme, Grabenstellung bei Roye,

 

1917

Schlacht südlich der Somme, Stellungskämpfe bei Barleux, Kämpfe vor der Siegfriedstellung, Stellung bei Allaines und Rückzug auf die Siegfriedstellung, Aisneschlacht, Stellung in den Argonnen, erneuter Einsatz im Osten, Kämpfe und Einnahme von Tarnopol, Kämpfe und Einnahme von Riga, Rückkehr zur Westfront, Schlacht in der Laffaux Ecke,

 

1918

Stellung im St.-Mihiel-Bogen, Vorbereitung auf die große Offensive 1918 bei Metz, die großen ANgriffschlachten in Frankreich, Vorstoß an der Scarpe, Kämpfe auf dem dem Westufer der Avre, Schlacht bei Soissons und Reims, 2. Marneschlacht, Rückzugskämpfe, Kämpfe in der Allaines Stellung, Kämpfe in der Siegfriestellung nördlich von St. Quentin, Abwehrschlacht in Flandern

 

 

Am 4. November1918 hatte das Regiment zum letzten Mal Berührung mit dem Feinde. Es wurde abgelöst und zum Abtransport bereitgestellt. Damit hatte für das Regiment Augusta das gewaltige Ringen des 1. Weltkrieges ein Ende gefunden.

3700 Augustaner haben in diesem schrecklichen Kriege den Heldentod gefunden. Unerhörte Leistungen, persönliche Tapferkeit und Großartiges im Ertragen von Strapazen aller Art sind geleistet worden.

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Nun zeigte sich das Regiment wieder einmal, obwohl relativ jung an Jahren so manchem "altem" Regiment ebenbürtig - wenn nicht gar überlegen, in seiner ganzen ruhmvollen Größe. Es zeigte sich der Ehre und den Stolz der alten Armee mehr als würdig. Seit seiner Aufstellung gedachte es den Worten und Mahnungen des alten Kaisers und nie zeigte es auch nur Ansätze davon diese zu vergessen. Eingedenk der Ehre und Würde ihre Majestät die Königin als Regimentschefin zu haben erfüllte es die ihm gestellten Aufgaben mit Bravour und verriet das Vaterland nicht - als in den anderen Verbänden falschen Götzen geglaubt wurde.

Der treue Dienst des Regiments Königin für das Vaterland war noch nicht vorrüber. Noch waren die kriegerischen Aufgaben für das Königin-Augusta-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 nicht vorbei. Auf die als besonders zuverlässige bekannte 2. Garde-Division und hier voran das Regiment Augusta warteten in der Heimat noch so manche Aufgabe. Der Rückmarsch erfolgte unter dem Jubel der Bevölkerung, auch wenn sich in größeren Orten schon Arbeiter- und Soldatenräte gebildet hatten, so wurden solche im Regiment von den Leuten nicht geduldet. Wegen seiner hervorragenden Disziplin wurde das Regiment für den Durchmarsch durch Düren bestimmt. Die Bataillone marschierten in alter Ordnung und wurden daher von der Beölkerung überall freundlich empfangen. In Bonn hieß es: "Die königstreue 2. Garde-Division kommt!" Da hatten die Einwohner die Häuser mit Blumen geschmückt und geflaggt und ehrten die zurückkehrenden Krieger; überall war die Aufnahme wohltuend und herzlich.

Das Regiment wurde zur Grenzsicherung nach Oberschlesien verladen. Dabei wurde das F.-Bat. versehentlich nach Berlin umgeleitet und wie anders war dort die Stimmung. Das Bat. wurde vom Soldatenrat des Ersatz-Bat. und der Musik mit roten Armbinden und roten Kokarden zur Kaserne geleitet. Die Bevölkerung war teilnahmslos. Offiziere und Mannschaften kämpften mühsam mit den Tränen über einen solchen Empfang in der Heimatstadt nach vier schweren Kriegsjahren. Die verständigen Leute folgten am nächsten Tage wieder ihren Offizieren und stießen mit diesen zum Regiment. Jedoch breiteten sich die Umtriebe auch beim Regiment aus, so bildeten sich im Dezember Soldatenräte, die Disziplin wurde lockerer, Dienst wurde nicht mehr getan, die Grußpflicht hörte auf. Alte Soldaten, die diese Zustände nicht mehr mit ansehen konnten, baten um ihre Entlassung, aber trotz allem war das Regiment im Inneren nicht zerschlagen und die Willenskraft ungebrochen. Im Verlauf des Frühjahrs gelang es, die Ordnung wieder herzustellen. Die von anderen Kriegsschauplätzen und Reserveformationen zurückgekommenen ehemaligen Augustaner traten wieder ein.

Bis zum Frühjahr 1919 hat das Regiment Königin in verschiedenen Stellungen an der Grenze Wacht gehalten. Im Mai 1919 wurde es über Thüringen, wo es kurz ausgeladen den Schutz der Bevölkerung gegnüber kommunistischen Putschen durchführte, in den Raum zwichen Ingoldstadt und München transportiert, um auf Befehl der sozialdemokratischen Reichsregierung an der Niederwerfung des dort ausgebrochenen kommunistischen Aufstandes teilzunehmen. In den Straßenkämpfen, die in Dachau und vor allem in München notwendig wurden erlitt das Regiment auch noch Verluste. Von München ging es zur Sicherung der Grenzen wieder nach Oberschlesien. Am 28.Juni der Unterzeichnung des Friedensvertrages, wurde der Grenzschutz eingestellt und das Regiment zum Transport nach Lübben an der Spree bereitgestellt.

Am 1. Juli 1919 hörte das einst so stolze Königin-Augusta-Garde-Grenadier-Regiment Nr.4 auf zu bestehen

 

 

Gefechtsbeispiele des Regiments Königin:

1914

Ypern - Über einen Sturm an dem das Garde-Grenadier-Regiment Nr.4 in vorbildlicher Weise teilnahm schrieb die englische Pall-Mall-Gazette: "Man muß anerkennen, daß die preußische Garde den Ruf ihrer Vorfahren gewahrt hat und mit der Todesverachtung kämpfte, die sie schon 1870 auszeichnete. Sie ist jenen tapferen gleich geblieben,deren Kolonnen beim Sturm auf die Höhen von St. Privat unter dem französichem Feuer dahinschmolzen." und die Daily-News: "Niemals sind Soldaten furchtloser in den Tod gegangen. Alle unsere Maschienengewehre und verfügbaren Kanonen wurden auf die vorstürmenden Deutschen gerichtet; sie aber gingen mit Todesverachtung in diese Hölle des Eisenfeuers. Der Energie und der Tapferkeit der alten Truppe gelang es, unsere Reihen an drei Stellen zu durchbrechen."

 

Marne - 07.09.1914 im Raum Normèe. Eigentlich sollte die 3. Garde-Inf. Brig. (Regimenter Alexander und Elisabeth) erst antreten wenn die Sachsen angreifen, aber so kam die Meldung der 63. Flügelbrigade der 32. Inf.-Div. daß alle Kräfte zum Halten der Stellung benötigt würden und es wurde gebeten das die 2. Garde-Inf. Div. für alle Fälle Kräfte hinter ihrem linken Flügel gestaffelt bereit halten sollte. Das änderte die Lage allerdings wesentlich!. Hatte man bisher damit gerechnet, daß durch den Angriff der 32. Inf.-Div. das Antreten der Garde ausgelöst werden würde, so war es jetzt klar, daß wenig Hoffnung bestand vorwärtszukommen, ja daß die 63. Inf.-Brig. mit der Notwendigkeit einer Unterstützung der Garde rechnete, um sich überhaupt halten zu können. Daher wurde zunächst das II. Bat. des Augusta-Regts. zur Verfügung gestellt. Unter schwersten feindlichen Artilleriefeuer verlegte die Einheit aus seiner Bereitstellung durch den Wald östlich des Feldweges Clamanges - Sommesous und entfaltete sich hinter der 63. Inf.-Brig. Auch hier lag da Bataillon unter Feuer.

Nach Mittag kamen Meldungen über ein zurückweichen der Sachsen an mehreren Stellen. Daher wurden nun auch die anderen Bataillone vom Regiment Augusta zur Unterstützung und Stärkung des rechten sächsischen Flügels eingesetzt. General v. Gontard: "Wie auf dem Exerzierplatz zogen die Kompagnien im Laufschritt auseinander. In wundervoller Ordnung wurde im heftigsten Schrapnellhagel der aufmerksamen feindlichen Artillerie und unter merklichen Verlusten der kahle Nordwesthang der Höhe 165 laufend überwunden, um dann auszuschwärmen".

Für die beiden Bataillone (I. und III.), denen die M.G.K./ Augusta unmittelbar folgte, sollte dieser Angriff zu einem furchtbaren Todesgang werden. So berechtigt ihr Einsatz war, um den befohlenen Angriff durch Stützung der Front der 32. Inf.-Div vorzubereiten, so nutzlos sollten sich die tapferen Augustaner verbluten. Nicht lange vor ihrem Antreten war nämlich die Nachricht angekommen, daß die Sachsen heute überhaupt nicht mehr offensiv werden würden! Nachdem das Regiment nun einmal in den Kampf geworfen worden war, wurde nun das ganze Regiment Augusta der 32. Inf. Div. unterstellt. Das Vorgehen der Augustaner machte sich ebenso fühlbar, wie die Wirkung der zahlreichen sächsischen und Garde-Batterien. Durch die vom GGR4 abgelenkten Franzosen konnte die 2 Garde-Div. mit relativ geringen Verlusten vorziehen. Gerade in dem Augenblick, in dem die vordere Linie der 2 Garde-Div. auf gleiche Höhe gelangt war, kam der besagte Befehl zum Halten. Schwer sind die Verluste vom Regiment Königin, Von einer ordnungsmäßigen Gliederung der Kompagnien, von einer durchlaufenden Schützenlinie ist gar keine Rede. Die wenigen Überlebenden ballen sich in kleinen Deckungen, hinter Buschgruppen und Leichen und in Waldstücken zusammen, andere liegen flach auf dem Boden und wehren sich nicht. Der ganze durchschrittene Raum ist von Toten und Verwundeten übersät.

Ein Heldenschicksal hat sich hier vollendet, wie es größer nicht gedacht werden kann. Kein Wort mag vermag ihm gerecht zu werden und niemals wird die Nachwelt erschöpfende Kunde von der erhabenen Größe dieser schlichten, selbstverständlichen Pflichterfüllung erhalten. Denn die zahllosen Gefallenen sind für immer stumm, und die Überlebenden vermögen nicht zu sprechen von dem Graußen der Stunden am Nachmittag des 7. September östlich von Normèe.

Um aber den Angriff der überlegenen Franzosen gegenüber des rechten deutschen Flügels zu parieren, mußte trotz der schweren Kämpfe und Verluste der vorrangegangenen zwei Tage, weiter angegriffen werden. Von der 1. Armee war ein entscheidender Erfolg am 08.09. nicht zu erwarten, viel weniger aber schien ein solcher nach Lage der Dinge auf dem rechten Flügel der 2. Armee möglich. Sollte überhaupt noch eine günstige Wendung der Dinge erzwungen werden - und das war nur durch Angriff denkbar - so konnte dieser einzig und allein erneut da versucht werden, wo er nicht geglückt war: bei der Garde und der westlichen Kampfgruppe der 3. Armee. Neben der 32. Inf. Div. und der 23. Res. Div. sollte die Somme von der 2. Garde-Inf. Div. überschritten werden. Die 3. Garde-Inf.Brig voran und dem Rgt. Franz in Richtung Fère-Champenoise. Die geschwächten Bat. I. und III. Regiment Augusta als Reserve. Mit ungeheurer Wucht wurde die erste französische Linie einfach überrannt.

Vom Augusta Rgt. (Divisionsreserve) ging der Rest des Füs.-Bat., zwei schwache Kompagnien, bei Höhe 167 unmittelbar hinter dem F./Franz her. Weiter Links auf etwa gleicher Höhe nordöstlich von Normeè gingen die zerschossenen Kompagnien des I. Bat. über das Totenfeld vom 07.09. vor. Nichts konnte den Vorwärtsdrang der Grenadiere hemmen.. Mit überwältigendem Hurra und ungeheurer Wut stürtzen sie sich auf dei Franzosen, um Rache zu nehmen für den Mißerfolg des Vortages, für die vielen, vielen Kameraden, die gestern gefallen sind oder geblutet haben. Und tatsächlich ist das Kriegsglück jetzt bei den Augustanern; was vom Gegner nicht mit dem Bajonett erreicht wird, fällt im Vefolgungsfeuer.
Ungeheures hatten das I. und F./ Augusta in diesen zwei Tagen geleistet. Der Kampf am 07. September war im Artillerie-, Maschinengewehr- und Infanteriefeuer erstickt, schwerste Verluste waren eingetreten, stundenlang hatten die Tapferen regungs- und wehrlos in dieser Hölle aushalten müssen, mit zerrissenenen Nerven nur kurze Stunden ruhen können.
Nur als letzte Reserve waren sie für den Sturm am 08.09 früh bestimmt. Und trotz alledem kämpften sie doch wieder in vorderster Linie, durch Wasser und Feuer, durch Wald und Gestrüpp bahnten sie sich ihren Siegeslauf, um im letzten Abschnitt des Angriffs mit unter den Vordersten der Regimenter Franz und Elisabeth zu sein.

Aus Band 24 des Reichsarchivs " Das Marnedrama 1914 Teil III,1. Abschnitt

 

 

 

 

 

Hier wird noch geschanzt!!